Ludwig Hartmann kam an den Tegernsee, um mit uns über das Thema Flächenverbrauch zu sprechen. Um sich ein Bild von unserem schönen Tal zu machen, wagte er einen Tandem-Gleitschirmflug vom Wallberg. Vorher besichtigte er den DHV (Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband) und informierte sich über den Gleitschirmsport und die enge Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden. Nach dem geglückten Flug ging es in die Naturkäserei, um über Flächenverbrauch zu diskutieren.
Tandemsprung vom Wallberg
Mit erfahrenen Fluglehrern aus dem Tegernseer Tal starteten Ludwig Hartmann und Thomas Tomaschek ihren ersten Tandem-Gleitschirmflug vom Wallberg. Wetter und Wind passten und beide hatten ein unglaublich tolles Erlebnis hoch über dem Tegernsee. Die Schönheit des Tals wurde deutlich, aber man sah auch, wie dicht und zugebaut viele Talorte mittlerweile sind.
Besuch beim DHV
Der in den 70er Jahren vom Tegernseer Peter Janssen gegründete Verein erfüllt bundesbehördliche Aufgaben. Er vergibt bundesweit Fluglizenzen und kümmert sich u.a. um Sicherheitstest des Flugmaterials, weist Fluggelände aus und arbeitet eng zusammen mit dem Naturschutz.
So werden Flugzonen auf die Bedürfnisse der Tierwelt abgestimmt, wie etwa bei einem Steinadlerprojekt oder einer Uhu-Schutzzone, die in Brutzeiten nicht beflogen werden darf. Die rund 40.000 Mitglieder des Vereins sind gut vernetzt und erhalten vom DHV Informationen aus erster Hand. Dadurch ist eine sehr gute Lenkung der Sportler*innen möglich, um auf naturrelevante Gegebenheiten sehr schnell zu reagieren. Diese Steuerung würde man sich bei anderen Sportarten, wie etwa dem Mountainbiken sehr wünschen, um eine naturverträglichere Sportausübung zu schaffen.
Bei unserem Besuch erklärte uns Robin Friess, der Geschäftsführer des DHV, die Aufgaben des Vereins und gab uns dazu einen informativen Überblick. Unser Fazit: Gleitschirmfliegen ist ein Sport, der respektvoll und sensibel mit der Natur umgeht.
Diskussion zum Flächenverbrauch
In der Naturkäserei Tegernseer Land diskutierten wir über das Thema Flächenverbrauch im ländlichen Raum.
Nach einer kurzen Einführung durch Thomas Tomaschek und Johannes von Miller zur Historie des Tegernseer Tals, wurde dessen bauliche Entwicklung anhand dem Vergleich von Bildern des 19 Jahrhunderts bis heute aufgezeigt. Das Problem wurde sichtbar: eine starke Innenraumverdichtung, die größtenteils aus Spekulationsobjekten besteht, die für ortsansässige Familien zu teuer sind und das Ortsbild für den Tourismus negativ beeinflussen.
Hartmann beschrieb den enormen Flächenverbrauch von ca. 10 ha täglich in Bayern. Er ging auf die Problematik der Zweitwohnungen ein und auf das geschaffene Baurecht, das ein Wohnrecht impliziert und kein Recht auf Leerstand und Spekulation gewähren dürfe. Dagegen sollte es geeignete Maßnahmen geben, die Leerstand durch eine obligatorische Vermietung beseitigt. Auch Modelle wie Erbpacht sollten öfter eingesetzt werden, um gesicherte Wohnverhältnisse zu schaffen, die dem Eigentum sehr nahekommen, aber wesentlich günstiger sind, weil die enormen Bodenrichtwerte nicht bezahlt werden müssen.
Zu Gast waren etwa 15 Grüne Gemeinde- und Kreisräte*innen und einige andere Gäste, die mitdiskutierten und auch Themen wie Verkehr, Denkmalschutz und Erbschaftssteuer mit einbezogen, die ebenfalls eng mit dem Flächenverbrauch zusammenhängen. Es ist festzustellen, dass neue Ideen und Modelle zur baulichen Entwicklung dringend nötig sind, um nachhaltig und sinnvoll mit unseren knappen Flächen umzugehen.
Ein großer Teil des Problems liegt an der seit Jahrzehnten vernachlässigten Bauleitplanung. Deshalb kann dieses Problem von außen und von der Landespolitik auch nicht gelöst werden. Die Lösung kann nur in einer zielorientierten Bauleitplanung liegen, die vor Ort gemacht werden muss. Wir Grüne orientieren uns dafür am Gemeinwohl, an Nachhaltigkeit und Umweltschutz.