In der Kreistagssitzung am 15.12. sprachen unsere Fraktionsmitglieder Dr. med. Ursula Janssen und Dr. med. Bernd Mayer-Hubner zur Pandemie-Lage. Ein sehr bewegender und motivierender Appell der beiden Ärzte fürs Impfen.
(Es gilt das gesprochene Wort)
Dr. med. Ursula Janssen:
Dank an Landrat und Dr. Thomas Strassmüller. Respekt und Rückenstärkung für unseren Landrat. Für eine klare und bejahende Haltung zur Impfkampagne und auch zur allgemeinen Impfpflicht.
Mit Betroffenheit verfolge ich die zunehmend emotionale, unsachliche und verhärtete Diskussion zum Thema Impfpflicht. Ich möchte diese Diskussion nicht vertiefen, aber bei einer Tatsache herrscht hier in unserem Gremium, so hoffe ich, allgemeiner Konsens!
Der Anspruch aller Menschen auf Schutz von Gesundheit und Leben wiegt schwerer als das Recht auf Entscheidungsfreiheit pro und contra Impfung, besonders in einer pandemischen Lage mit tausenden Toten. Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo die Gesellschaft Schaden nimmt!
Die Pandemie dauert nun fast 2 Jahre, wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit und gegen den Tod. Das Coronavirus optimiert sich permanent, indem es durch Mutationen immer neue Angriffsmöglichkeiten entwickelt. Wir können uns verteidigen, indem wir uns schützen mit Masken und Abstandsgebot, durch Kontaktreduktion bis zum Lockdown. Aber das gibt uns nicht unser gewohntes Leben zurück, die Folgen sehen wir überall: in der Familie, bei den Kindern, bei unseren Senioren, im Berufsleben, in unserer Freizeit, nicht zuletzt bei den abgesagten Waldfesten.
Der einzige Weg aus der Pandemie, zurück in ein normales Leben, ist die Impfung
Die Impfung senkt das Ansteckungsrisiko auf einen Bruchteil und mehr noch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs mit oft dramatischen Langzeitfolgen, und das Risiko zu sterben. Der größte Anteil an hospitalisierten, schwer erkrankten und verstorbenen Menschen ist nicht geimpft. Derzeit befinden wir uns in der 4. Welle, für Tage war unser Landkreis Hotspot Nr.1 in Deutschland.
Auch unser Landkreis ist stark betroffen
Die Intensivstationen sind mit Covidpatienten überfüllt, Patienten müssen verlegt werden, Operationen verschoben, das Personal ist am Limit, zu viele Menschen sterben. Auch die Auswirkungen auf unser wirtschaftliches Leben sind beträchtlich, vor allem im Tourismus, der hier in unserer Region eine große Bedeutung hat, aber auch im Einzelhandel, in Gastronomie, Sport und Kultur…etc.
Noch bevor wir aber diese Deltawelle unter Kontrolle haben baut sich in dramatischer Schnelligkeit die nächste Welle auf: Omikron, klingt sympathisch, ist aber leider wesentlich infektiöser, Inzidenzen verdoppeln sich alle 3-4 Tage. Nur wer eine dreifache Impfung hat, also geboostert ist, scheint weitgehend geschützt!
Was heißt das für uns?
Keine Zeit verlieren. Impfen!
Wir müssen das Impftempo erhöhen, wir müssen impfen, boostern, soviel und so schnell wie möglich. Und vor allem müssen wir jetzt die Menschen überzeugen, die immer noch zögern.
Unsere Bundestagsabgeordneten werden die Impfdebatte in Berlin voranbringen! Hier vor Ort sind wir gefordert!
Viele von Euch Kolleginnen und Kollegen im Kreistag haben einen erheblichen Einfluss auf die Bürger*innen in unserem Landkreis, Ihr Bürgermeister, unsere Kreisbäuerin, der Vertreter des Bauernverbandes, Engagierte im Vereinsleben, bei der Feuerwehr oder in der Kirche.
Ihr seid die besten Influencer, besser als Lothar Wieler und Jens Spahn. Durch Überzeugungsarbeit könnt Ihr dazu beitragen, die Impfkampagne noch schneller voranzubringen, für unseren Landkreis!
Nur gemeinsam haben wir eine Chance raus aus der Pandemie.
Dr. med. Bernd Mayer-Hubner:
Ich möchte den Blick auf unser Krankenhaus lenken. Der gesundheitliche und wirtschaftliche Schaden durch COVID-19 ist ungeheuer, und dieser immense Schaden geht zum größten Teil auf das Konto der Ungeimpften.
Unser Krankenhaus, das vergleichsweise glimpflich durch das erste Corona-Jahr kam, erleidet – und jetzt zitiere ich, unseren Krankenhausvorstand, Herrn Kelbel im Interview des Miesbacher Merkur – heuer einen gewaltigen Verlust. Im Wesentlichen durch die vielen Ungeimpften, die 90% der Coronakranken auf der Intensivstation stellen. Ganz zu schweigen von den vielen abgesagten Operationen.
Um auch weiterhin Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten akut versorgen zu können, werden beatmete Patienten bereits ausgeflogen, z.T. bis nach Kiel!
Impfen hilft!
Wir alle wurden in den vergangenen 2 Monaten von sog. »Impfdurchbrüchen« überrascht. Allerdings war noch keine/r geboostert und es ist auch keine/r ist auf der Intensivstation gelandet. Impfen hilft!
Ein Wort zu den Ängsten vieler Impfverweigerer: Hunderte Millionen Menschen sind mittlerweile geimpft. Eine unerwünschte Impfreaktion tritt nach spätestens 4 – 6 Wochen auf. Die Häufigkeit ist mittlerweile exakt bekannt, nämlich 0,02%, d.h. bei jedem 5000-sten. Sogenannte Langzeitfolgen sind laut allen Experten nicht zu erwarten. Das hat jetzt sogar Joshua Kimmich eingesehen.
Hingegen wird vermutlich jede/r Ungeimpfte in den nächsten Monaten infiziert werden. Momentan ist es zu fast 100% die hochinfektiöse Deltavariante, in den nächsten Wochen wird die noch wesentlich infektiösere Omikron-Variante vorherrschen. Sie ist bereits im Landkreis und vor einer Woche wurde der erste »Omikron-Patient« im Krankenhaus entdeckt. Das heißt im Klartext: Keine/r wird verschont bleiben. Wer sagt: »Ich habe starke Abwehrkräfte und bin viel an der frischen Luft, mir macht das nichts!«, der soll wissen: 10% aller nichtgeimpften Infizierten (sofern sie es überleben) erleiden »Long-Covid«.
Langzeitfolgen von Corona: Long-Covid
Was ist das? Ein Pat. meiner Praxis berichtete mir: »Ich bin seit Monaten erschöpft und arbeitsunfähig, ich kann mir nichts mehr merken, ich habe Wortfindungsstörungen. Mein Gehirn funktioniert nicht mehr richtig!« Und das höre ich immer häufiger. Heute stand im Miesbacher Merkur auf Seite 2, dass es in Bayern bereits 67.000 Long-Covid-Patienten gibt.
10% kriegen Long-Covid – im Vergleich zu 0,02%, die eine Allergie oder Herzmuskelentzündung erleiden (die im Übrigen immer milde verlief). Ein Verhältnis von 500 : 1. Eine sogenannte Registerstudie aus Israel mit 2,5 Millionen geimpften Patienten wies 54 Pat. mit Herzmuskelentzündung auf, also jeder 50.000 –ste. Bei 40 Patienten verlief die Myokarditis milde, bei 14 moderat, bei jedem heilte sie vollständig aus.
Wir können es nur gemeinsam schaffen
Aus diesem Schlamassel rettet uns nur die Impfpflicht! Hier steht das Individualrecht des Einzelnen gegen das Gemeinwohl, und das ist für mich das schwerere Pfund! Und es geht für viele um Leben und Tod.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihr seid die lokalen Influenzer, Ihr seid in Vereinen und wichtigen Positionen, auf Euch hört man und Euch glaubt man!
Und zum Schluss möchte ich Herrn Landrat von Löwis und meinem Kollegen und Impf-Frontmann Thomas Strassmüller meinen Dank und Respekt für ihr großes Engagement in dieser Pandemie aussprechen und nochmal bekräftigen: Ohne Impfpflicht scheint es leider nicht zu gehen.
Zum Bericht im Merkur-Online