Photo (privat): Martin Stümpfig (MdL) bei seinem Vortrag vor zahlreichem Publikum im Seehotel zur Post in Tegernsee am 19. April 2023.
Energiewende ja, aber bitte nicht bei uns. Davon beginnt man sich auch im Tegernseer Tal langsam zu verabschieden. Die fünf Tal-Gemeinden mit regenerativer Energie vor Ort zu versorgen, das war Thema einer Veranstaltung der Grünen Tegernseer Tal, an der sich mehr als 40 interessierte Bürger*innen in Tegernsee beteiligten.
Martin Stümpfig, Sprecher für Energie und Klimaschutz der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag, gab einen Überblick über den Ausbau regenerativer Energie in Bayern und im Tal. Andreas Scharli, Energieberater bei der Energiewende Oberland, räumte mit Beispielen aus seiner praktischen Arbeit mit so manchem Vorurteil auf.
Das Einsparpotential in allen drei Bereichen – Wärme, Strom und Mobilität – sei groß und der Hauptansatzpunkt für eine Energiewende, erläutert Andreas Scharli. 80 Prozent der Wärme werden noch immer mit Erdgas und Erdöl erzeugt, Sorgen bereiten dem Energieberater dabei vor allem die Bestandsbauten. Allein Heizungen richtig und bedarfsgerecht einzustellen, berge ein „riesiges Einsparpotential“ so Scharli. Intelligente Thermostatköpfe – sei es via WLAN oder per Präsenzmelder – können beim sparsamen Umgang mit Energie helfen, nur ein Beispiel von vielen.
Fakten gegen Vorurteile
Auch bei niedrigeren Temperatur-Einstellungen bestehe in Einfamilienhäusern keine Legionellen-Gefahr wie oft befürchtet wird. PV-Anlagen auf dem Dach stellen kein Statik-Problem dar und auch die Sorge, wir könnten mit Sonnenenergie zu viel Strom im Tal produzieren, sei völlig unbegründet, zerstreut Andreas Scharli so einige Vorurteile.
Der Energieberater von der Energiewende Oberland plädiert dafür, verstärkt Freiflächen-PV-Anlagen zu bauen. Nur auf Dächer zu setzen, sorge nicht für das erforderliche Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien.
Tempo bei den Erneuerbaren
„Wir müssen schneller werden beim Ausbau der erneuerbaren Energien“, das ist auch das Credo von Martin Stümpfig. Schon fünf Windräder, fünf Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen und einige hundert Dächer mit Solaranlagen würden reichen, um den Strombedarf im Tegernseer Tal zu decken, überschlägt Martin Stümpfig den Bedarf.
Während Bayern etwa die Hälfte seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien speist, liegen die Prozentzahlen im Tegernseer Tal weitgehend im einstelligen Bereich. Lediglich Gmund, das Wasserkraft nutzen kann, schneidet besser ab. Die Möglichkeiten fossile Energien zu ersetzen, sind dabei vielfältig. Um das erforderliche Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien zu erreichen, müssen weiter Bürokratie und Verbote abgebaut werden. So könnten z.B. in Wasserschutzgebieten Freiflächen-PV-Anlagen gebaut werden, fordert Martin Stümpfig. Das würde gleichzeitig zu weniger Nitrat im Grundwasser führen, ein positiver Nebeneffekt.
Statistisch gesehen würden 30 Windräder in jedem bayerischen Landkreis reichen, um 80 Prozent des Strombedarfs zu decken.
“Wir müssen endlich unsere Hausaufgaben vor Ort machen und unseren Teil zur Energiewende beitragen“, betont Thomas Tomaschek, der Sprecher des Grünen Ortsverbands. Denn alle Landkreisgemeinden haben sich zu dem Ziel bekannt, bis 2035 klimaneutral zu sein!