v.l.n.r.: Sebastian Henghuber (WM Biomasse AG), Astrid Güldner, Cornelia Riepe, Karl Bär (MdB Grüne), Gerolf Bücheler (Bundesverband Bioenergie)
Mit geschreddertem Restholz heizen, das hört sich in Zeiten von horrenden Gas- und Ölpreisen verlockend an. Im waldreichen Landkreis Miesbach setzen einige kommunale Versorger und Kommunen nicht nur deshalb schon länger auf die energetische Nutzung von Holzbiomasse. Eine davon ist die Gemeinde Weyarn. Um sich über Funktionsweise und Möglichkeiten kommunaler Hackschnitzel-Heizwerke zu informieren, trafen sich Karl Bär (MdB, Grüne) und Kreisrätinnen der Grünen vor Ort mit dem Geschäftsführer der Betreiberfirma MW Biomasse AG Sebastian Henghuber.
Gemeinsam mit Gerolf Bücheler vom Bundesverband Bioenergie (BBE) führte Henghuber durch die Anlage in Weyarn. Sie versorgt seit November 2014 die Klosteranlagen des Deutschen Ordens und das Neubaugebiet „Klosteranger“ mit Wärme. Verbrannt wird Restholz aus dem Landkreis oder Feldkirchen-Westerham. Das fällt bei nachhaltiger Waldnutzung ohnehin an und besteht aus Kronen- und Astmaterial, aber auch Rinde und Sägeresten. Die Holzreste können ohne Vortrocknung verwendet werden. „Das bedeutet nicht nur eine Energieersparnis, sondern auch eine höhere Effizienz während des Brennvorgangs“, so Henghuber. „Wir kennen das von der Sauna: Je höher der Feuchtigkeitsgehalt, desto besser wird die Wärme an die Umgebung übertragen.“ Das ist im Falle der Hackschnitzelheizung der Wasserkreislauf, mit dem die angeschlossenen Gebäude versorgt werden.
„Hier in der Region, wo die Wälder noch produktiv sind, ist das eine sinnvolle Art der Energiegewinnung. Bei Restholz, das sowieso anfällt, sehe ich kaum einen Konflikt mit anderen Nutzungen“, betont Kreisrat und Bundestagsabgeordneter Karl Bär. Auch Fraktionssprecherin Cornelia Riepe zeigt sich angetan: „Das Heizen mit einem nachwachsenden und regionalen Energieträger macht uns wieder ein Stück unabhängiger von Öl- und Gasimporten.“ Für Kreisrätin Astrid Güldner ist auch die Wertschöpfung vor Ort ein wichtiger Punkt: „Denn das Geld fürs Heizen bleibt bei Hackschnitzel in der Region – anders als bei den fossilen Energieträgern.“
Auch Miesbach und Waakirchen planen derzeit Hackschnitzel-Heizwerke: „Ein neues Nahwärmenetz mit Hackschnitzel-Heizzentrale ist für die Stadt Miesbach eine sichere und regionale Lösung zur Wärmeversorgung“, betont Kreisrätin und zweite Bürgermeisterin Astrid Güldner aus Miesbach. „Ich hoffe, dass wir Ende 2023 mit dem Bau beginnen können.“ Auch in der Gemeinde Waakirchen wird derzeit ein Nahwärmenetz geplant. „Ich freue mich, dass wir ein solches Angebot in einem Gebiet mit viel Altbestand machen können und es zu bisherigen Gas- und Ölheizungen eine Alternative geben wird,“ so Riepe, die dieses Projekt auch als Gemeinderätin unterstützt.
Nicht in allen Regionen und nicht in allen Formen ist ein Heizen mit Holzbiomasse sinnvoll. „Wir müssen aufpassen, dass kleine Hackschnitzel-Heizwerke nur dort entstehen, wo es genug Restholz gibt“, warnt Kreisrat Karl Bär. „Holz ist ein wertvoller Rohstoff und Wälder sind wertvolle Ökosysteme. Es wäre Irrsinn, zum Beispiel stillgelegte Kohlekraftwerke mit Holz zu befeuern.“ Wie in vielen Bereichen kommt es auch hier auf das richtige Maß an. Dann kann Heizen mit Holz ein perfekter Beitrag zum Klimaschutz sein, sind die Grünen Kreistagsmitglieder überzeugt: „Wir danken Geschäftsführer Sebastian Henghuber von der MW Biomasse AG und Gerolf Bücheler vom Bundesverband Bioenergie für die Einladung und die interessante Führung durch das Hackschnitzel-Heizwerk in Weyarn.“