Infoveranstaltung des KV Miesbach mit MdB Karl Bär und den Grünen Erststimmenkandidierenden für die Landtags- und Bezirkswahl, Gerhard Waas und Elisabeth Janner.
„Es lohnt sich, unsere Ernährung zu regionalisieren und unsere Landwirtschaft in der Region zu stärken. Frisch geerntete, kurz transportierte hochwertige Lebensmittel aus lokaler Landwirtschaft sichern Arbeitsplätze, die Versorgung in Krisenzeiten und gute Beziehungen von Stadt und Land“, erklärt der Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Bündnis 90/Die Grünen). Er hat deshalb eine Studie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Auftrag gegeben, um auszurechnen, ob und wie der Süden Bayerns sich regional versorgen könnte.
Regional erzeugte, ökologische Lebensmittel reichen rechnerisch für die Menschen in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben
Bei der gut besuchten öffentlichen Veranstaltung im Gasthof Maximilian in Gmund stellte Karl Bär die Studie im Allgemeinen und die Ergebnisse für den Landkreis Miesbach im Besonderen vor. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Die fast 8 Millionen Menschen in den Bezirken Oberbayern, Niederbayern und Schwaben könnten sich mit regionalen, ökologischen Lebensmitteln ernähren.
Hierauf startete die Diskussionsrunde mit der Frage: „Wie kann das theoretische Ziel der Selbstversorgung praktisch umgesetzt werden? Mit anderen Worten: Wie können wir es ermöglichen, dass die Konsument*innen der Region München mehr regionale Lebensmittel verzehren?“
Als Podiumsgäste konnte der Kreisverband Miesbach mehrere lokale Akteure aus der Regionalvermarktung gewinnen. Eingeladen waren Johannes Spann (Geschäftsführer der Leitzachmühle), Andrea Brenner (vom MachtSinn in Holzkirchen, Ökotrophologin), Olaf Fries (1. Vorsitzender vom Verein Oberland Bioweiderind), Albert Stürzer (Demeterlandwirt) und Renaldo Scola (Geschäftsführer von Lavli Coop). Die Moderation des Abends übernahm unsere Bezirksrätin und Erststimmenkandidatin für den Bezirkstag, Elisabeth Janner.
Preis, Verfügbarkeit und Gewohnheit bestimmen das Einkaufsverhalten
In der Diskussion wurden vor allem drei Gründe offenbar, warum Menschen nicht überwiegend regionale Lebensmittel kaufen: Preise, Verfügbarkeit und Gewohnheit.
Etwa 80 Prozent der gesamten Lebensmittelversorgung wird von vier Supermarktketten bestimmt. Regionale Betriebe kommen gegen diese Macht der Supermärkte in der Preisgestaltung gegenüber Verbrauchern und Erzeugern nicht an. Eine Hürde sei auch das Zertifizierungswesen. Zwar bieten die Siegel einen Schutz für Verbraucher und Hersteller. Aber eine Zertifizierung sei mit zum Teil erheblichen Kosten und bürokratischem Aufwand verbunden, so dass kleine Betrieb nicht mitgehen könnten, kritisierte z.B. Johannes Spann.
Damit mehr Menschen regionale Produkte kaufen, müssen diese breit verfügbar sein. Dies setzt eine Mikrologistik voraus, die (noch) nicht geschaffen ist. Erste und auch erfolgreiche Initiativen sind das MachtSinn in Holzkirchen und der Verein Bioweiderind Oberland sowie die Genossenschaft Lavli Coop (Eröffnung ist im Oktober geplant). Produkte und Erzeugnisse lokaler Betriebe werden hier gesammelt verkauft.
Für eine Versorgung mit rein regionalen Erzeugnissen bräuchte es auch mehr Offenheit und Neugier in Ernährungsgewohnheiten. Was soll man z.B. mit einer Steckrübe anfangen? Neue (alte) Rezepte für schmackhafte, aber kaum bekannte Gemüse würden gebraucht. Kreisbäuerin Brigitta Regauer plädierte dafür, dass sich Kinder in der Schule vermehrt mit den Themen Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln beschäftigen sollten. Und auch im Alltäglichen müsse ein Wandel eintreten, so forderte Albert Stürzer, dass in der Kantine des Bayrischen Landtags Fleisch aus Bayern serviert werden sollte. Auch bei den großen Festen und Feiern in unserer Region solle mehr auf Regionalität geachtet werden.
Bei der Frage, ob das Konsumverhalten der Menschen eher durch politische Maßnahmen beeinflusst werden sollte, oder ob der Wandel aus der Gesellschaft heraus erfolgen werde, konnten sich die Gäste nicht einigen. Über die Aussagekraft der Studie waren sich hingegen alle einig und Andrea Brenner vom MachtSinn erhielt viel Applaus für den treffenden Schlusssatz: „Die Studie zeigt, dass es geht, also machen wir’s auch!“