Grüne Kreistagsfraktion besucht die Nicklheimer Filze
Moorrenaturierung hautnah erleben: Die elfköpfige Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen begab sich auf eine eindrucksvolle Exkursion durch die Nicklheimer Filze – eines der bedeutendsten Hochmoorgebiete Europas. Begleitet von Moorführerin Veronika Kloska (Bayerische Naturschutz Verwaltung) erkundeten die Kreisräte auf der Wanderung das renaturierte Moorgebiet und vertieften ihr Wissen über ein faszinierendes und zugleich sensibles Ökosystem. In entwässerten, kultivierten Moorlandschaften zersetzt sich der in Jahrtausenden aufgebaute Torf und setzt klimaschädliches Kohlendioxid in großen Mengen frei. Durch eine gezielte Wiedervernässung und Renaturierung der flächenmäßig insgesamt eher unbedeutenden Moorflächen, kann ein erstaunlich hoher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Dabei speichern Moore doppelt so viel CO2 wie Wälder auf der gleichen Fläche.
Bereits am Parkplatz der Moorstation Nicklheim begrüßte die Moorführerin die vollzählig erschienene Fraktion. Gemeinsam machte man sich auf den Weg durch das Moor, das seit 1989 unter Landschaftsschutz steht und seither aufwendig renaturiert wird. „Die Nicklheimer Filzen sind europaweit einmalig – es gibt kein größeres Renaturierungsprojekt für Moore in Europa“, betonte die Expertin zu Beginn der Tour.
Spannende Einblicke in ein lebendiges Ökosystem
An mehreren Stationen entlang des Rundwegs erfuhren die Teilnehmer spannende Details über Flora und Fauna im Hochmoor. Besonders beeindruckend: wie Torfmoose Wasser speichern und so das Moor dauerhaft feucht halten. Die kleinen Pflänzchen wirken wie Schwämme – sie können das Zehnfache ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen und speichern. Das Ökosystem Moor wirkt so auch als natürlicher Hochwasserschutz.
Artenvielfalt und Spuren der Vergangenheit
An einer der Stationen wurden den Kreisräten Spuren des einst intensiven Torfabbaus gezeigt. „Torf war früher die Kohle der armen Leute. Die Bildung eines Zentimeters Torf dauert 100 Jahre“, erläuterte Moorführerin Kloska. „Im industriellen Maßstab wurde er vor allem für Eisenbahn, Salinen und später den Gartenbau abgebaut – mit gravierenden Folgen für das Moor.“ Erst im Jahr 2006 wurde der Torfabbau in den Nicklheimer Filzen endgültig eingestellt. Seither konnten im Rosenheimer Stammbecken über 1.000 Hektar Moorfläche erfolgreich renaturiert werden. Die dadurch gestiegene Artenvielfalt ist ein deutliches Zeichen für die erfolgreiche Renaturierung und die wiederhergestellte ökologische Qualität des Moores.
Grüne Politik für den Moorschutz
Die Fraktion zeigte sich tief beeindruckt von den Erfolgen der Renaturierung. „Diese Exkursion hat uns erneut vor Augen geführt, warum der Moorschutz für uns Grüne eine so zentrale Rolle spielt“, resümiert Kreisrätin Astrid Güldner. Und Kreis- und Ex-Landrat Wolfgang Rzehak ergänzt: „Moore sind nicht nur wertvolle Lebensräume für seltene Arten, sondern leisten auch einen immensen Beitrag zum Klima- und Hochwasserschutz.“
Aus Sicht der Kreistagsfraktion umso bedauerlicher, dass die Bayerische Staatsregierung die finanzielle Förderung des staatlichen Ankaufs von Moorflächen für 2025 wieder gestoppt hat, nachdem der Wiedervernässung von Mooren zuvor noch völlig zurecht höchste Priorität bei den natürlichen Klimaschutzmaßnahmen in Bayern eingeräumt wurde.
Fraktionssprecher Thomas Tomaschek betont: „Die Moorankaufsförderung zu stoppen ist fatal. Es bedarf in der Regel längerer Verhandlungen mit den Grundeigentümern, da ist Kontinuität gefordert.“