Manchem Teilnehmenden mag die Ansetzung des digitalen Grünen Talks Miesbach zur Verkehrspolitik im Oberland mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Markus Büchler am Weltfrauentag ungewöhnlich angemutet haben. In ihrer Begrüßung stellt die Grüne Kreisvorsitzende Ulrike Küster aber klar: „Auch bei der Verkehrsplanung handelt es sich um ein frauenpolitisch relevantes Thema. Derzeit wird diese primär von Männern vorgenommen und ist auf deren Bedürfnisse ausgelegt. Wir brauchen aber eine feingliedrigere, alltagsbezogene Mobilitätsplanung – und die kommt Frauen zugute.“ Schließlich seien es immer noch vor allem Frauen, die die alltägliche Versorgung der Familie übernehmen.
Kreis- und Gemeinderat Karl Bär moderierte durch eine angesichts vieler brennender Themenfelder interessante Diskussion mit dem Verkehrsexperten der Grünen Landtagsfraktion und 45 eingewählten Gästen. Dr. Markus Büchler zunächst gab einen allgemeinen Input zur Verkehrspolitik im Oberland, die aus Sicht vieler staugeplagter Landkreisbewohner einer deutlichen Verbesserung bedarf. „Neben dem üblichen Verkehrsproblem haben wir hier im Ballungsraum München noch die Bevölkerungszunahme und den Tagestourismus, die das Oberland belasten“, weiß Büchler. “Da oft geforderte Sperren und Begrenzungen rechtlich unrealistisch sind, gilt es, Alternativen aufzubauen.”
Bahn endlich wieder ausbauen
Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) von 2014 sieht dabei für unsere Region in erster Linie neue und verbreiterte Straßen vor. „Rund 320 Millionen Euro an Kosten würden dafür anfallen“, rechnete Moderator Karl Bär die gestiegenen Baupreise der letzten Jahre mit ein. „Straßenbau ist keine Lösung, weil wir erstens nur noch mehr Autos noch schneller ins Oberland bringen und zweitens keinen Platz haben“, warnt Büchler. „Verkehr beginnt und endet auch nicht auf einer Bundes- oder Umgehungsstraße, sondern in den Dörfern und Siedlungen.“
Stattdessen fordert er das, was der BVWP vielerorts vernachlässigt: die Bahn endlich wieder ausbauen. In den letzten Jahren habe man das Schienennetz ziemlich verlottern lassen. „Die Schweiz gibt pro Kopf etwa fünfmal so viel Geld für Schieneninfrastruktur aus“, bemängelt der Verkehrsexperte. „Wir haben einen sehr großen Nachholbedarf und wir Grüne wollen da anpacken!“ Erst kürzlich haben dazu die Grünen im Bundestag einen Fraktionsbeschluss verabschiedet.
Flächendeckende Verkehrsverbünde für ganz Bayern
Büchler selbst schlug unlängst größere, flächendeckende Verkehrsverbünde für ganz Bayern nach österreichischem Vorbild vor: preisgünstig und verständlich für alltäglichen Pendlerverkehr sowie auch Tagesausflüge.
Der Landkreis Miesbach ist derzeit bekanntlich nicht Teil eines Verkehrsverbundes, jedoch gab es im Zuge des Kommunalwahlkampfes große Zustimmung zu einem möglichen MVV-Beitritt. Kreisrat Robert Wiechmann stellt klar: „Dafür kämen hohe Kosten von 2 bis 3 Millionen Euro jährlich auf den Kreis zu.“ Büchler, wohnhaft in Oberschleißheim und selbst Kreisrat im Landkreis München, bekräftigte deshalb erneut: „Der Freistaat muss hier besser unterstützen. Es reicht nicht, wenn der Freistaat den ÖPNV auf die Kommunen abschiebt!“
Schließlich eignen sich auch die öffentlichen Verkehrsmittel für Ausflüge ins Oberland: In den sozialen Medien postet Büchler alternative Tourenvorschläge mit Zug und Bus – und erhält viele überraschte und positive Reaktionen.
„Gleichzeitig sollten wir auch unsere Ortszentren stärken und die Geschäfte im Ort halten und zurücklocken“, so der Landtagsabgeordnete über die Fehler der Vergangenheit, Geschäfte aus dem Ort in Gewerbegebiete zu verlagern: „Das hat mehr Verkehr erzeugt.“
Eine wichtige Entscheidung – auch zu dieser Thematik – steht indes im Herbst an: „Die Bundestagswahl wird Klimawahl und die Verkehrspolitik daher besonders wichtig.“
Mehr über den Landtagsabgeordneten Dr. Markus Büchler auf seiner Webseite markus-buechler.de