Unter den rund 25 Gästen des digitalen Grünen Talks Miesbach am 08. April waren viele Kulturschaffende aus dem Landkreis, denn auch der kulturpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion Erhard Grundl war via GoToMeeting zugeschaltet, um mit ihnen über die Situation der Kreativwirtschaft in der Corona-Pandemie zu sprechen.
„Das im Moment viel verwendete Etikett ‚systemrelevant‘ passt auf den Kulturbereich nicht in diesem engen Sinn, denn Kultur ist mehr: Sie prägt und verbindet uns zu unserer Gesellschaft“, erklärte Georg Kammholz, Vorsitzender des Grünen Kreisverbands, in seiner Begrüßung.
Bundestagskandidat Karl Bär, der die Veranstaltung moderierte, weiß: „Viele Kreative und Kulturschaffende stehen vor dem existenziellen Aus. Wir brauchen also ein politisches Konzept zur Rettung der Branche.“ Durch seine Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der damaligen kulturpolitischen Sprecherin im Bundestag kennt auch Bär die Kreativwirtschaft.
Ein Wegbrechen dieses Wirtschaftszweiges muss verhindert werden. „Einmal weggebrochen, ist der Verlust unersetzbar“, so Erhard Grundl.
Dass die Nöte des Kulturbereichs vor allem am Anfang der Krise nicht gesehen wurden, liegt für Grundl an der hohen Vielfalt dieses Bereichs: „Obwohl ich vor Antritt meines Bundestagsmandats 25 Jahre als Solo-Selbstständiger im Musikbereich gearbeitet habe, gab es nochmal einen hohen Lerninput im letzten Jahr durch viele Einzelgespräche, die ich mit Betroffenen geführt habe. Daraus ist dann der Grüne 10-Punkte-Plan zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft entstanden.“ Genau diese Gesprächsbereitschaft vermisst der niederbayerische Abgeordnete bei der Arbeit der Bundesregierung.
Entscheidend ist für Grundl, die Betroffenen aus der Kreativwirtschaft wirtschaftlich durch die Krise zu bekommen. Zu den angekündigten Hilfen in Bayern berichtete eine Teilnehmerin über die Verzweiflung vieler Kulturschaffender: „Wie, wo und wann Hilfen beantragt werden konnten, war extrem kompliziert. Da blickt niemand mehr durch.“
Deshalb bedarf es einer einheitlichen bundesweiten Strategie mit einfachen und rückwirkenden Hilfen statt unterschiedlicher und unübersichtlicher Umsetzung auf Länderebene. „Es hilft nichts zu sagen ‚In Baden-Württemberg lief alles gut‘, wenn es anderswo schlecht funktioniert“, so Grundl. Der Grüne 10-Punkte Plan schlägt ein Überbrückungsprogramm für die Veranstaltungsbranche sowie ein Existenzgeld für Soloselbständige in der Veranstaltungswirtschaft vor.
„Es ist nicht damit getan, betroffene Künstlerinnen und Künstler in Hartz IV drängen zu wollen“, so der Bundestagsabgeordnete zur teilweisen Strategie von Bundes- und Länderregierungen. „Schließlich sind sie nicht „arbeitslos“, sie können ihre Arbeit wegen Corona aktuell nur nicht ausüben.“
Insgesamt wünscht Grundl sich eine politische Stärkung der Kreativwirtschaft: „Kultur wird vor allem auf kommunaler Ebene gefördert. Diese Förderung sollte zur kommunalen Pflichtaufgabe gemacht werden.“
Mehr Infos zur Arbeit des kulturpolitischen Sprechers der Grünen Bundestagsfraktion Erhard Grundl hier.
Einen schönen Artikel zu unserer Veranstaltung hat auch Dr. Monika Ziegler auf kulturvision-aktuell.de veröffentlicht.
Unser nächster #GrünerTalkMiesbach findet bereits am 26. April statt. Dann diskutieren Marlene Schönberger (LMU) und Karl Bär die Gefahren für Gesundheit und Demokratie durch Verschwörungstheorien. Mehr Infos zur Anmeldung.