„Pflegekräfte leisten einen unschätzbaren Beitrag für unsere Gesellschaft“, heißt es im Grünen Wahlprogrammentwurf. Dafür, dass dies viel mehr als eine bloße Floskel ist, setzt sich Grüne Politik seit Jahren ein. Eines der bekannten Gesichter der Pflegepolitik ist Andreas Krahl, pflegepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag und Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege, der kürzlich medial für Aufsehen sorgte, als er neben seiner Abgeordnetentätigkeit während der Corona-Pandemie in der sitzungsfreien Zeit in seinen ursprünglichen Beruf zurückkehrte.
Daher kann Krahl bei unserem digitalen Grünen Talk mit Moderator Karl Bär den rund 25 Teilnehmerinnen aus erster Hand berichten: „Durch die Pandemie hat sich die ohnehin schon schlechte Situation nochmal deut-lich angespannt: deutlich mehr Patientinnen, eine höhere Behandlungsintensität und zusätzliche Schutz-maßnamen.“ Krahl ist sich daher sicher, dass wir kurz vor einem medizinischen Kollaps standen – auch unabhängig vom DIVI-Register, das körperliche und physische Belastung des Krankenhauspersonals ja gar nicht erfasst.
Die Pandemie hat daher nur nochmal verdeutlich, was schon lange offensichtlich war: Wir brauchen eine Verbesserung der Situation in der Pflege. Im Wahlprogrammentwurf fordern die Grünen daher eine 35-Stunden-Woche für Pflegerinnen. Krahl weiß aber auch: ohne andere Stellschrauben fehlt dann Personal – noch mehr als ohnehin schon. Ein großes Ziel muss daher auch sein, die Arbeitsbedingungen und die Attraktivität der Ausbildung und des Berufs an sich zu steigern. „Pflegekräfte sollen diesen tollen Beruf wieder so ausüben können, wie sie ihn ursprünglich gelernt haben. Mit Zeit für Biografie-Arbeit im Alten-heim, für Mobilisation im klinischen Bereich und für psychosoziale Betreuung“. Deshalb ist es für Krahl auch der völlig falsche Weg, sich politisch Gedanken über eine Personaluntergrenze zu machen. Stattdes-sen soll ein Optimum formuliert werden. Auch die Akademikerinnenquote im Bereich der professionellen Pflege muss gestärkt werden, um die Attraktivität im beruflichen Konkurrenzfeld zu fördern. Gleichzeitig müssten dann aber die Kompetenzen im Beruf aber auch in der politischen Debatte mehr honoriert werden. Kreisrat Bernd Mayer-Hubner weiß aus seiner langjährigen Berufserfahrung als Internist und Kardiologe: „Da hat sich seit 40 Jahren nicht wirklich viel geändert. In anderen Ländern dürfen Pflegekräfte viel mehr.“
Andreas Krahl stimmte dem zu: „Das Aufgabenprofil, das Pfleger*innen in vielen Teilen der Welt haben, ist sehr viel hochwertiger als das in Deutschland.“ Daraus leitet sich der politische Anspruch ab, die professionelle Pflege und damit die Situation der Pflege in Deutschland zu stärken.
Die von Krahl beschriebenen Maßnahmen kosten viel Geld, merkte Bundestagskandidat Karl Bär an. Doch die Gesellschaft müsse bereit sein, für eine gute Arbeitssituation von Pflegekräften aufzukommen, denn: „Wir alle werden in Situationen kommen, in denen wir auf sie angewiesen sind.“