Klimaneutral Bauen mit Beton?– Zu Besuch beim Fraunhofer Institut für Bauphysik in Oberlaindern/Valley

Gerhard Waas, Erststimmenkandidat für die Landtagswahl besuchte zusammen mit MdL Anne Franke, der Sprecherin für Forschungspolitik der grünen Fraktion im Landtag und Kommunalpolitikern der Grünen aus Holzkirchen und Valley das Fraunhofer Institut für Bauphysik.

Prof. Dr. Gunnar Grün, stellvertretender Institutsleiter und Dr. Volker Thome, Abteilungsleiter mineralische Werkstoffe und Baustoffrecycling, stellten Institut und Arbeitsbereiche vor.

Gegründet 1951, ist das IBP (Institut für Bauphysik) eines von 76 Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, direkt in unserer Nachbarschaft. Etwa 250 Mitarbeiten forschen an verschiedenen Themen rund um das Thema Bauphysik. Die Gelder dafür kommen zu je einem Drittel aus einer Grundfinanzierung von Bund und Ländern, aus der Teilnahme an öffentlich geförderten Projekten, sowie aus Auftragsforschung für die Privatwirtschaft.

Schwerpunkt des Grünen Interesses lag auf den Aspekten Umwelt und Klima. Und hier gab es einiges Interessantes.

Häufig verwechselt: Klimaneutral, Netto-Null, klimapositiv

CO2-neutral oder umgangssprachlich »klimaneutral« bedeutet, dass das CO2, das durch die Herstellung eines Produktes emittiert wird, durch andere Maßnahmen kompensiert wird. Dabei geht es nur um das reine CO2. Andere Emissionen werden nicht berücksichtigt.

Besser: Netto-Null oder Net-Zero. Denn das bedeutet hingegen eine Verminderung aller Treibhausgase über alle Stufen eines Wertschöpfungsprozesses auf ein Maß, das mit dem 1,5°C Ziel vereinbar ist – und zwar ohne Kompensation. Der restlich verbleibende Ausstoß an Treibhausgasen ist dabei durch Klimaschutzprojekte zu kompensieren.

Klimapositiv oder Carbon-negativ bedeutet, Unternehmen entnehmen der Atmosphäre mehr Treibhausgase als sie entlang ihrer Wertschöpfungsketten emittieren.

Beton auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050?

Ca. 8% des weltweiten CO2-Ausstosses entsteht durch die Herstellung von Beton. Das CO2 entsteht dabei sowohl bei der chemischen Reaktion der Zementherstellung als auch bei der Verbrennung fossiler Energien bei Herstellungsprozessen um die 1400°C.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität der Betonherstellung bis 2050 werden nun viele Maßnahmen erprobt und entwickelt. Dazu gehören die Abkehr von fossilen Energien, die Verringerung des Zementanteils im Beton (z.B. durch tonbasierte Baustoffe), Betonrecycling, eine Verstärkung der Rekarbonatisierung (Beton nimmt während seiner Lebensdauer wieder CO2 auf)) und das Carbon Capturing durch CO2-Abscheidung mit anschließender Weiterverarbeitung oder Speicherung.  Dabei soll die Abscheidung des im Prozess entstandenen CO2 einen erheblichen Anteil (mehr als ein Drittel) zur Reduktion der Treibhausgase beitragen.

Das IBP stellte den Besuchern dabei die in der Forschung befindlichen Verfahren der Weiterverarbeitung kurz vor. Hierbei können zum Beispiel synthetische Kraftstoffe oder neue Baustoffe hergestellt werden. Über das umstrittene Thema der unterirdischen Speicherung wurde an diesem dicht gedrängten Nachmittag nicht gesprochen.

Eine weitere Möglichkeit, die CO2-Bilanz der Betonherstellung zu verbessern, bietet die Einlagerung von Pyrokohle im Beton. Die Pyrokohle wird aus Pflanzen oder organischen Abfällen gewonnen. Dabei wird der Kohlenstoff aus dem organischen Material im Beton gespeichert und damit dem Kreislauf entzogen. Es kann dadurch zumindest ein Teil des bei der Betonherstellung anfallenden CO2 kompensiert werden.

MdL Anne Franke und Kandidat Gerhard Waas zeigten großes Interesse an den präsentierten Ergebnissen und bekräftigten das Interesse der Grünen Politik, Klimaschutzpolitik auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu basieren und die notwendige Forschung dazu intensiv zu fördern.

Von links nach rechts: Gemeinderätin Anita Gritschneder, Moritz Orendt parlamentarischer Berater für den Fachbereich Forschung, Landtagkandidat und Kreisrat Gerhard Waas, MdL Anne Franke, Gemeinde- und Kreisrat Robert Wiechmann, Prof. Dr. Gunnar Grün