Grüner Abend mit Johannes Becher und Gerhard Waas in Holzkirchen
Im bekannten Format des „grünen Abends“ widmete sich der Ortsverband der Grünen Holzkirchen dieses Mal dem hochaktuellen Thema „Personalnotstand in Kitas – was kann man auf Landesebene tun?“. Als Hauptredner konnte der Landtagsabgeordnete und Sprecher für frühkindliche Bildung, Johannes Becher, gewonnen werden. Gerhard Waas, der Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreises, moderierte den Abend.
Der Personalnotstand in Kitas geht alle an – auch die, die keine kleinen Kinder (mehr) haben. Denn erstens wird in den ersten Lebensjahren der Grundstein für die gesamte Entwicklung eines jeden Kindes gelegt. Wir sollten also als Gesamtgesellschaft größtes Interesse daran haben, dass dieser Start gelingt, und zwar für jedes Kind. Und zweitens ermöglicht erst ein verlässlicher Kita-Platz echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus könnten 840.000 zusätzliche Vollzeitstellen besetzt werden, wenn alle Eltern so arbeiten könnten, wie sie möchten. „Auch und gerade als Förster verstehe ich die immense Bedeutung der frühkindlichen Bildung, denn wer sich im Wald nicht um Nachwuchs kümmert, hat verloren“, so Gerhard Waas, Landtagsdirektkandidat der Grünen.
Aber was tun, wenn die Kommune ihre Hausaufgaben gemacht hat, wenn also genügend Räumlichkeiten und auch ausreichend Geld zur Finanzierung von Fachpersonal zur Verfügung stehen?
Auf landespolitischer Ebene hat Johannes Becher, Sprecher für frühkindliche Bildung der Landtagsgrünen, einige Verbesserungsvorschläge, die er im Juli in einem Dringlichkeitsantrag einbrachte und auch am Montagabend in Holzkirchen leidenschaftlich und anschaulich erläuterte. Als erstes müsste das Geld, das vom Bund im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes zur Verfügung gestellt wird, zu 100% auch für Maßnahmen zur Steigerung der pädagogischen Qualität eingesetzt werden. In Bayern wurden bisher stattdessen 62% davon verwendet, um einkommensunabhängig die Beiträge für die Eltern zu vergünstigen. Und auch für die Jahre 2023 und 2024 gehen wieder allein 220 Millionen Euro aus den Bundesmitteln und zusätzlich über 500 Millionen Euro aus Landesmitteln für einkommensunabhängige Beitragszuschüsse drauf. „Das ist ein Gießkannenprinzip, das Wählerstimmen bringt, aber den Einrichtungen überhaupt nicht hilft“, moniert Becher den Weg der bayerischen Staatsregierung. Dieser Weg sei kontraproduktiv, denn meist ist das, was wenig kostet, auch weniger wert. Dabei sieht Becher gerade in der Wertschätzung des bestehenden Personals und in seiner Entlastung äußerst wichtige Faktoren, damit dieses nicht auch noch wegbricht und aus verschiedensten Gründen kündigt oder aufgrund der Überforderung krank wird. Er fordert daher eine grundlegende Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Kita-Personals, z.B. durch Entlastung durch Hauswirtschafts- und Verwaltungskräfte, Verbesserung des Anstellungsschlüssels und Stärkung der Leitungen. Nur so kann das bestehende Personal gehalten und neue Fachkräfte dazugewonnen werden.
In Hinblick auf die Ausbildung forderte die grüne Landtagsfraktion im Juli, dass diese wesentlich praxisnaher gestaltet und ab dem ersten Tag vergütet werden muss. Zudem soll der Quereinstieg attraktiver und kostenfrei gestaltet werden, egal ob es sich um Fach-, Ergänzungs- oder Assistenzkräfte handelt. Ebenso soll die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen entbürokratisiert werden.
Die Ausstattung unserer Kitas und der Kindertagespflege ist kein „nice to have“. Hier wird der Grundstein für die Bildungslaufbahn und die Zukunftschancen unserer Kinder gelegt. Unsere Kinder haben ein Recht auf gute Bildung von Anfang an, unsere Familien brauchen Planungssicherheit und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, unsere Gesellschaft braucht die Arbeitskräfte – heute und in Zukunft.