Gesprächsrunde auf dem Bio-Milchviehbetrieb Hacklinger: Kreisobmann Hans Hacklinger und die Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbands Miesbach freuten sich, dass Landrat Wolfgang Rzehak, weitere Vertreter der Grünen, des Bundes Naturschutz, der Zivilcourage sowie des Landesbunds für Vogelschutz ihrer Einladung zu einem gemeinsamen Austausch zur Landwirtschaft im Landkreis Miesbach gefolgt waren.
Gesprächsrunde auf dem Bio-Milchviehbetrieb Hacklinger: Kreisobmann Hans Hacklinger und die Kreisvorstandschaft des Bauernverbands freuten sich, dass Landrat Wolfgang Rzehak, weitere Vertreter der Grünen, des Bundes Naturschutz, der Zivilcourage sowie des Landesbunds für Vogelschutz ihrer Einladung zu einem gemeinsamen Austausch zur Landwirtschaft im Landkreis Miesbach gefolgt waren.
„Nur im Dialog untereinander ist es möglich, einen
gemeinsamen, nachhaltigen Weg für ein gutes Miteinander von Gesellschaft
und Landwirtschaft zu finden.“ so der Warngauer Landwirt.
Robert Wiechmann, Gemeinderat und Dritter Bürgermeister von Holzkirchen: “Wir Grüne freuen uns, mit dem BBV im Gespräch zu sein und einen Arbeitsmodus gefunden zu haben, in dem Ansichten ausgetauscht, gemeinsame Projekte – z.B. im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit – angestoßen bzw. weiterverfolgt werden. Wer, wenn nicht wir in der Ökomodellregion Miesbach!”
Hacklinger führte die Teilnehmer über seinen Hof,
damit sie sich einen Eindruck in einem regional üblichen Milchviehstall
machen können. So konnte man sich anschließend sachlich vor allem über
Standards im Tierwohl und im Stallbau austauschen. Die Landwirte klärten
auf, dass Tierwohl für ihre Tiere das Wichtigste ist und dass Landwirte
beim Neubau von Ställen eben deswegen gezwungen sind, im Außenbereich
zu bauen, um genügend Platz für die Tiere im Laufstall zu bieten.
„Es gibt in jedem Stall verschiedene
Funktionsbereiche, um mehr Tierwohl zu schaffen. So hat man
beispielsweise keine herkömmlichen Fenster, sondern offene Stallseiten,
um für bestmögliches Klima im Stall zu sorgen“, so Kreisbäuerin Marlene
Hupfauer, selbst Bio-Milchbäuerin. Sie betonte dazu auch, dass es vielen
Landwirten dennoch nicht möglich sei, den Schritt des Stallbaus zu
gehen und daher spricht man sich im BBV ganz klar für die Möglichkeit
der Anbindehaltung kombiniert mit Weidehaltung aus. Das sei enorm
wichtig, denn nur so könne man auch Existenzen kleinerer Betriebe sowie
Nebenerwerbsbetriebe erhalten. Ein Kuhstall ist und bleibt ein
Funktionsgebäude, bei dessen Bau jeder bemüht ist, dass es sich trotzdem
angemessen in die Landschaft einfügt.
Darüber waren sich alle nach eingehender Diskussion
einig. Auch über flächengebundene Produktion und die Einhaltung der
Düngeverordnung wurde an dieser Stelle diskutiert. Es wurde betont, dass
es im Landkreis Miesbach wenig Probleme gibt, die die
Trinkwasserqualität beeinflussen könnten, jedoch gibt es vereinzelt
Betriebe, die nicht genügend Fläche für die Versorgung ihrer Tiere
besitzen und für deren Gülle die eigene Fläche dann nicht mehr
ausreicht.
Einige Anwesende meldeten Bedenken an, ob
Investitionen in Stallneubauten nicht häufig zu groß konzipiert seien.
Dem Landwirt entstünde so ein großes finanzielles Risiko und die Nutzung
der gesamten Gülle könne auf der eigenen Fläche dann nicht mehr
bewerkstelligt werden, zumal sich die Regelungen zur Düngeverordnung
auch noch künftig verschärfen werden. Anschließend diskutierten die
Teilnehmer beim Huberwirt in Osterwarngau über weitere Themen. Vor allem
das Volksbegehren Artenvielfalt „ Rettet die Bienen“ stellte dabei das
zentrale Thema dar. Mehrere Teilnehmer gaben zu, dass bestimmte Punkte
aus dem Gesetzentwurf unrealistisch („ein Schmarrn“) seien, sie jedoch
trotzdem unterschrieben haben, um ein Zeichen für eine Veränderung zu
setzen.
Landrat Wolfgang Rzehak betonte, dass die Landwirte
im Landkreis eine sehr gute Arbeit leisteten und nicht erster Adressat
des Begehrens wären. Besonders auch auf dem Landfrauentag in Hausham
habe er dies ganz klar betont. Die Befürworter stellten klar heraus,
dass sie der Landwirtschaft sehr wohl gesonnen seien, es sich aber im
Gesamten mehr bewegen müsse. Bei dem Volksbegehren gehe es auch
keineswegs um Schuldzuweisungen.
Die Bauern erklärten, dass sie durch das
Volksbegehren auf der einen Seite in ihrer praktischen Arbeit durch
Gesetzesvorgaben fachlich und nicht nachvollziehbar eingeschränkt werden
und zusätzlich persönlich tief verletzt worden seien, da ihr täglicher
Einsatz in und mit der Natur permanent kritisiert wird. Es fehle an
Wertschätzung besonders auch seitens der anwesenden Organisationen und
Institutionen. Diese hätten beim Verbraucher ein positives Ansehen und
Einfluss und könnten so auch der regionalen Landwirtschaft im Landkreis
den Rücken stärken.
Besonders groß ist die Angst der Landwirte vor
schleichenden Enteignungen. Das Volksbegehren greife massiv ins Eigentum
ein, welches sie seit Generationen erhalten und pflegen und auch ihre
Einkommen daraus generieren. Es ist ihre Existenzgrundlage. Gerade bei
diesem Diskussionspunkt ums Eigentum konnten die Versammelten noch
keinen Konsens finden. Viele sahen die Angst der Landwirte als
unberechtigt oder übertrieben und nicht notwendig.
Astrid Güldner, Stadträtin von Miesbach und Sprecherin des grünen Ortsverbands Miesbach: “Wir hoffen, dass deutlich wurde, dass es uns nicht um Schuldzuweisung geht, sondern darum, gemeinsam gute Wege für mehr Artenschutz zu finden. Dabei sind auch die Kommunen, die Industrie und die Bürger in der Pflicht.” Als Fazit des Austauschs konnten die Sensibilisierung der Bürger hinsichtlich ihres Konsumverhaltens und deren Einbeziehung in künftige Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt als gemeinsames Interesse herausgearbeitet werden.
Die Landwirte und alle anderen Anwesenden waren sich
einig, dass vor allem bei der Bildung von Kindern und Jugendlichen
angesetzt werden muss. „Um regional und sogar biologisch produzieren und
vermarkten zu können, brauchen die Landwirte auch Abnehmer. Qualität,
Tierwohl und Ressourcenschutz haben einen höheren Preis, der bezahlt
werden muss. Diese Mehrkosten können wir Landwirte allein nicht
tragen.“, so Hacklingers Blick in die Zukunft. Erst ein Umdenken und ein
bewusstes Konsumverhalten kann die Landwirtschaft im Landkreis erhalten
und unterstützen.
Möglichkeiten des bewussten Einkaufens gibt es im
Landkreis bereits. Ein erster Schritt kann der erst kürzlich erschienene
Einkaufsführer der Ökomodellregion Miesbach sein. Im Bereich
Öffentlichkeitsarbeit fanden die Teilnehmer künftig gemeinsame Aktionen
und Kooperationen durchaus realistisch. Dieser Austausch wird kein
Einzeltreffen bleiben: Es soll sich regelmäßig wiederholen, um die
Landwirtschaft und den Naturschutz noch enger zusammenzuführen und die
gemeinsame Gesprächsbasis zu pflegen und zu erhalten.
Text und Bilder: BBV Holzkirchen