Elisabeth Janner, Bezirks- und Kreisrätin, dankt im Kreistag dem scheidenden Behindertenbeauftragten des Landkreises für mehr als 20 Jahre Einsatz für Inklusion und Teilhabe. Hier ihre Rede.
Dass unser Behindertenbeauftragter, Toni Grafwallner, heute nicht hier sein kann, ist eine der traurigen Nebenwirkungen der Pandemie. Ich hoffe, dass wir seinen Abschied aus seinem Dienst als Behindertenbeauftragten bei nächster Gelegenheit gemeinsam gebührend nachholen können.
In Deutschland leben 10 % der Menschen mit einer Behinderung. Auch bei uns im Landkreis. Jede dieser Behinderung ist auf ihre Art für jeden dieser Menschen sehr individuell, sehr speziell und sehr persönlich.
Herr Grafwallner hat über 20 Jahre für diese Menschen gesprochen, gearbeitet, gekämpft. Er hat ihnen eine Stimme gegeben, ihre Anliegen vertreten. Im Landkreis war er der Sprecher für Menschen mit Handycap sowie ihrer Angehörigen, ein Lobbyist im besten Sinne.
Als Behindertenbeauftragter hat er dieses Amt wesentlich geformt. Er war Ansprechpartner für Betroffene genauso wie wichtiger Berater für den öffentlichen Bereich und für die Politik. Sein Behindertenkompass war und ist bis heute eine wichtige Informationsplattform für Menschen mit und ohne spezielle Bedarfe.
Barrierefreiheit hat er überall gefordert: in öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, im öffentlichen Verkehr – nicht nur im Zug – genauso wie in kulturellen Veranstaltungen oder im Internet. Dazu behindertengerechte touristische Angebote; Teilhabe an Sport, Freude und Freiheit
– um nur ein Beispiel zu nennen: die Seentour der Hoppetosse – welch ein Spaß für die Kinder!- und er hat es geschafft, Menschen mit und ohne Behinderung für gemeinsame Unternehmungen zusammenzubringen.
Er hat sich für die Wünsche der Menschen eingesetzt: Ich erinnere mich, wie er im Kreistag für einen Aufzug für die Birkensteinkapelle warb. Seine Überzeugung: Auch wer die Treppen nicht bewältigen kann, soll diesen besonderen Ort besuchen können.
Inklusion und Teilhabe – sperrige Begriffe – er hat sie mit Leben gefüllt. Dafür war er Handelsreisender, suchte den Kontakt zu den Entscheidern, auch wenn das nicht immer einfach war, so doch immer mit Humor und Witz.
Wir kennen den Satz von Alexander von Humbold: Es sind immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben. Toni Grafwallner verkörpert diese Erfahrung.
Sein Engagement, seine Erfolge sind trotz seiner eigenen Behinderung unglaublich vielfältig und breit angelegt. Er hinterlässt große Fußstapfen für eine Nachfolge – und viele Grundlagen, auf denen die Teilhabe für Menschen mit Handycap ein gutes Fundament hat.
All das hat er ehrenamtlich getan, mit unermüdlicher Überzeugungskraft. Dabei hat ihn seine Ehefrau auf unschätzbare Weise unterstützt: als Chauffeurin, als Begleiterin, als rechte und linke Hand – leise und doch stets an seiner Seite, das soll hier auch erwähnt werden. Oft sagte er: ohne sie hätte er nicht tun können, was er tat.
So bleibt uns, Toni Grafwallner und seiner Frau unseren herzlichen Dank zu sagen, ganz persönlich, aber eben auch öffentlich hier in der Vertretung des Landkreises und seiner Menschen.