Ja zur Kombihaltung

Benjamin Adjei MdL, Gisela Göttfried, Alex Baic, Annette Haugg, Gisela Sengl MdL, Gerhard Waas v.l.

Zahlreiche Gäste waren der Einladung des Grünen Kreisverbandes zur Diskussion über die Kombihaltung mit Gisela Sengl, der Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion für Ernährung und Landwirtschaft, gefolgt. Im Anschluss wurde der Ortsverband Grüne Leitzachtal gegründet.

Ja zur Kombihaltung

Den einführenden Vortrag hielt Gisela Sengl. Sie betonte die Vorteile einer kleinstrukturierten Landwirtschaft, wie sie im Landkreis Miesbach existiert, und bekannte sich zur »Kombihaltung« (Weidegang für die Kühe im Sommer mit saisonaler Anbindehaltung im Winter). Diese Art der Haltung sei gerade für kleinere landwirtschaftliche Betriebe oft die einzige Möglichkeit fortzubestehen und mit ganzjähriger Anbindehaltung in sehr großen Ställen in anderen Teilen Deutschlands nicht vergleichbar. Gerade in Bayern und noch mehr im Landkreis Miesbach gibt es besonders viele kleine landwirtschaftliche Betriebe mit Milchviehhaltung. Hohe Investitionskosten bei Umbauten und oft auch praktische Hindernisse schrecken viele vor einem Umbau oder gar einer kompletten Umorganisation des Betriebes ab.

Prognosen skizzieren für die kleineren Betriebe ein trauriges Bild: Bis 2030 soll es statt 25.000 nur noch ca 17.000 Milchviehhalter in Bayern geben. Die Herdengröße steigt dabei durchschnittlich auf 60 Tiere an. In diesem Szenario würden also vergleichsweise wenige, große Betriebe übrig bleiben. Der Vorschlag der Bayerischen Grünen sieht einen Sonderweg für das Bundesland vor: Kombinationshaltung soll – regional beschränkt – möglich bleiben auch um den Erhalt regionaler Wertschöpfungsketten zu gewährleisten. Dabei wird ein ganzheitlicher Blick auf das Haltungssystem gerichtet, also auf die Beziehung zwischen Tieren und ihren Haltern geachtet, die Tiergesundheit berücksichtigt und die Betriebsgröße miteinbezogen.

Landtagskandidat Gerhard Waas moderiert konstruktive Diskussion

Gerhard Waas, Landtagsdirektkandidat aus Schliersee und örtlicher Förster moderierte den konstruktiven Austausch zu Fragen wie: Wie kann dem Sterben der Landwirtschaft entgegen gewirkt werden? Und was sind die Herausforderungen der Landwirtschaft?

Neben Andreas Schönauer, Landwirt und Fischbachauer Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbandes diskutierten Kathi Schreyer, Bäuerin und CSU-Gemeinderätin in Fischbachau sowie Sophie Obermüller (Bio-Bäuerin vom Tegernsee) mit Gisela Sengl über die aktuellen Herausforderungen der kleinen Milchviehbetriebe in der Region.

Landwirtschaft muss sich wieder lohnen, so der einhellige Tenor, damit sie erhalten bleibt. Nur Kuh, Schaf und Ziege können Weideland wie es im Landkreis Miesbach vorrangig anzutreffen ist, in Nahrung umwandeln, stellte Katharina Schreyer fest. Die Weiden mit teils selten Pflanzen zu erhalten, ist nur mit Weidehaltung von Nutztieren möglich. Andreas Schönbauer bekräftigte, dass Fleisch nicht ungesund sei, auch kein »Klimakiller«. Es fehle in Deutschland die Wertschätzung für die hier erzeugten Lebensmittel und der damit verbundene Respekt für diejenigen, die sie erzeugen.

Gisela Sengl schlug mehr Bildung in der Schule vor, damit alle Kinder wieder den Bezug zur Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bekommen, damit die Kinder lernen, was die Großen vergessen haben.

Sophie Obermüller betonte, dass in der Region die Landwirtschaft seit Jahrhunderten die Menschen mit Essen versorgt. Vor der Leistung der vorhergehenden Generationen dürfe man den Respekt nicht verlieren. Ein respektvoller Umgang sei auch mit den Tieren und dem Boden nötig. Ein Abbau der Bürokratie, um sich darauf konzentrieren zu können, war ihr Wunsch an die Politik.

Die Politik ist in der Pflicht: Unsere Landwirtschaft muss erhalten werden

Gisela Sengl, Landtagsabgeordnete der Grünen in Bayern, sieht hier die Politik deutlich in der Pflicht: Es muss neue und zielgerichtete Förderprogramme geben und an Region und Betriebsgröße angepasste Regularien. Bisher müssen Vorgaben von allen Betrieben gleichermaßen umgesetzt werden. Sie fordert eine vom Land geförderte Beratungsoffensive »Wege aus der Anbindehaltung«, die den landwirtschaftlichen Betrieben mögliche Optionen aufzeigt und entsprechend bei der Umsetzung berät. Nachhaltige Wertschöpfungsketten, Regionalvermarktung und angemessene Lebensmittelpreise können die Bauern unterstützen und das Weiterbestehen der bäuerlichen Strukturen sichern. Von den Diskussionsteilnehmer*innen kam dazu eine große Bitte: »Net nur reden – a macha.«

Am Ende waren sich alle einig – die Kombihaltung, also die Anbindehaltung von Milchvieh im Stall mit entsprechendem ausreichendem Weidegang – muss in Region Oberland erhalten bleiben.

Gründung des Ortsverband Grüne Leitzachtal

Nach dem gelungenen ersten Teil des Abends wurde im zweiten Teil der grüne Ortsverband Leitzachtal gegründet. Seit drei Jahren ist eine Gruppe grüner Bürger*innen im Leitzachtal aktiv, nun haben sie gemeinsam mit Bayrischzell einen offiziellen Ortsverband geschaffen. Als Vorsitzende wurden – in bewährter Grüner Manier als Doppelspitze – Gisela Göttfried und Alex Baic gewählt. Beisitzerin wurde Annette Haugg. »Ich freue mich, dass wir hier so eine aktive Gruppe haben, die in Fischbachau schon einiges angestoßen hat: z.B. den Wochenmarkt in Fischbachau, die Mittagsbetreuung in der Grundschule und eine Prüfung der Verkehrssicherheit und so soll es weitergehen«, so Alex Baic. Auch Gisela Göttfried freut sich auf die zukünftigen Ideen und Pläne der Grünen Leitzachtal und ganz besonders über die steigenden Mitgliederzahlen: »Wir sind hier in Fischbachau natürlich ein kleiner Ortsverband, aber gerade jetzt haben wir einen regen Mitgliederzuwachs und freuen uns sehr, wenn es noch mehr werden.«